Fremdsprachenkompetenz in der interkulturellen Zusammenarbeit

Die Sprache ist wohl das wichtigste Mittel der zwischenmenschlichen Kommunikation. Sie wird definiert als ein „willkürliches, symbolisches System, das Ideen, Gefühle, Erfahrungen, Ereignisse, Menschen und andere Phänomene benennt und das durch die vielschichtigen Regeln regiert wird, die von den Mitgliedern einer spezifischen Sprachgemeinschaft entwickelt wurden.“ (Glaser, E. 2005) Laute und Symbole der Sprache bewirken als Bestandteile kultureller und ethnischer Identität eine starke emotionale Bindung sowie das Gefühl von Vertrauen und Sicherheit. Nach B. L. Whorf ist Sprache nicht nur als ein Mittel der Kommunikation, sondern auch als ein Mittel zur Gestaltung von Ideen zu verstehen, bei dem kulturspezifische grammatikalische Strukturen die Denkprozesse formen. Die Sprache definiert dann die Rahmenbedingungen, unter denen Erfahrungen gemacht werden. Durch die Benutzung fremder Sprachen ergeben sich andere Realitäten, die jedoch (betrachtet aus dem nativen Orientierungssystem) anders interpretiert werden. Kulturelle Unterschiede werden dabei nicht nur in der Wortwahl, sondern auch im Satzbau deutlich. Während z.B. die chinesische Kultur den kausalen Zusammenhang vor die Person des Handelns stellt (Da das Geschäft geschlossen war, konnte ich nicht einkaufen), erfolgt in der englischen Sprache die Nennung der Person vor dem kausalen Zusammenhang (Ich konnte nicht einkaufen, weil das Geschäft geschlossen war.) Treffen beide Kulturen auf einander, würde der Chinese annehmen, dass der Brite seine Persönlichkeit in den Vordergrund spielen will, während der Brite davon ausgeht, dass der Chinese nach Ausflüchten sucht.

Eine ebenfalls wichtige Rolle für die Wahrnehmung und Interpretation von Informationen spielen beabsichtigte und unbeabsichtigte nonverbale Botschaften. Sie verbergen sich z.B. in Rhetorik, Mimik, Gestik und Körperhaltung der Akteure. Als ergänzende Informationen können sie den Kommunikationspartner einerseits verwirren, aber andererseits auch die notwendigen Zusammenhänge herstellen, die es dem Empfänger ermöglichen, die Botschaften zu entschlüsseln und zu interpretieren.  Aus der Anzahl der in der Abbildung genannten und gleichzeitig auftretenden nonverbalen Kommunikationsformen kann auf die Komplexität nonverbalen Verhaltens geschlossen werden, welches durch den Empfänger der Botschaften wahrgenommen, interpretiert und mit der verbalen Information verknüpft werden muss.

Funktionen und Formen der nonverbalen Kommunikation                                                                                        (Bildquelle: Ting-Toomey, S. [2012]: S. 116)   

 

Im Bereich des eigenen, seit dem Kindesalter erlernten Orientierungssystems geschieht dies i.d.R. unbewusst und sicher. Aber schon in der Interaktion mit einer fremden Person kann es hier zu Missverständnissen kommen. Die Decodierung über den eigenen Kulturkreis hinaus ist also sehr schwierig. Die Akteure der verbalen wie auch der nonverbalen Kommunikation müssen sich also solcher kulturell bedingter Struktur- und Verhaltensunterschiede bewusst werden und ihre Einschätzungen und Werturteile an den jeweiligen Orientierungssystemen messen.

 

 

Literatur:

Glaser, E. [2005]: 1.5 Fremdsprachenkompetenz in der interkulturellen Zusammenarbeit;   in: Thomas, A.; Kinast, E.-U.; Schroll-Machl, S. (Hg.) [2005]: Handbuch In-terkulturelle Kommunikation und Kooperation; Band 1: Grundlagen und Praxisfel-der; 2., überarbeitete Auflage; Vandenhoeck & Ruprecht; Göttingen;

Whorf; B. L. [1952]: Collected Papers on Methalinguistics; Department of State, Foreign Service Institute; Washingotn, DC.;

Ting-Toomey, S. [2012]: Communicating across Culture; The Guilford Press; New York/ London; vgl.: Glaser, E. [2005]:

 

 

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